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Andacht für die Woche vom 6. bis 12. Juni 2021 - Sup.i.R. Wilhelm Niedernolte

Thu, 10 Jun 2021 07:36:18 +0000 von St. Andreas Springe

Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.
Wohl dem, der auf ihn trauet!
Psalm 34,9

Wir Menschen haben bekanntlich fünf Sinnesorgane zur Wahrnehmung äußerer Reize:
  • das Sehen mit den Augen
  • das Hören mit den Ohren 
  • das Fühlen mit der Haut
  • das Riechen mit der Nase
  • das Schmecken mit dem Mund

Wer seine fünf Sinne beisammen hat, kommt meistens recht gut durch sein Leben und durch
diese Welt. Wie wichtig sie für uns sind, merken wir nicht erst im fortgeschrittenen, Alter besonders dann, wenn sie beeinträchtigt sind:
Wenn unsere Sehkraft nachlässt und wir den Beipackzettel unserer Medikamente nur noch 
mit einer Lupe lesen können, oder wenn wir ohne Hörhilfe nicht mehr an Gesprächen teilnehmen können. Und zu den Symptomen der Erkrankung an Covid19 zählen die Beeinträchtigungen des Geruchs- und Geschmackssinns.
Solche Beeinträchtigungen werden vermutlich unterschiedlich empfunden. Ich persönlich 
könnte nur schwer damit umgehen, wenn meine Sehkraft und Sehschärfe noch weiter nachlassen würde. Aber auch eine Schwerhörigkeit kann große Probleme bereiten, z.B. wenn die 
Akustik schlecht ist oder wenn in Gesprächsgruppen Menschen durcheinander reden. Die 
Bedeutung des Geruchs- und Geschmackssinns wird nach meiner Wahrnehmung häufig unterschätzt. Natürlich nicht von Köchinnen und Köchen, auch nicht von Feinschmeckern, wohl
aber von „Grobschmeckern“, bei denen die Menge der Nahrung wichtiger ist als die Qualität 
des Geschmacks.

Umso überraschter war ich über den Vers aus dem Psalm 34:
Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.
Wohl dem, der auf ihn trauet!

Gott und seine Freundlichkeit sehen – darüber gibt es Geschichten in der Bibel. Gott begleitete sein Volk auf der Wanderung durch die Wüste in Gestalt einer Feuersäule und einer 
Wolke. Auch vom Hören Gottes lesen wir in der Bibel. Als Jesus getauft wurde, sprach eine 
Stimme vom Himmel herab: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“ (Matthäus, 3, 17). Ebenso vom Fühlen Gottes. Der Prophet Elia spürte Gott nicht im Orkan, auch 
nicht im Erdbeben, auch nicht im Feuer, wohl aber in einem stillen, sanften Wind (1. Könige 
19, 11 u. 12). 

Aber Gott schmecken? Und riechen, was in unserer Sinneswahrnehmung zusammengehört?
Können wir Gott riechen und schmecken, unseren Glauben, unsere Kirche?
Wenn man eine katholische Kirche betritt, empfängt einen der Geruch von Weihrauch. Für 
evangelische Christen manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, aber beeindruckend, denn wir
haben nichts Vergleichbares. Wir Evangelischen empfangen das Abendmahl Jesu in beiderlei Gestalt, in Brot und Wein, anders als in der katholischen Messe, in der es nur das (symbolische) Brot gibt. Der Kelch mit dem Wein ist den Priestern vorbehalten. Weihrauch und 
Wein – ist das Geschmack und der Geruch Gottes?
Wenn ich mit dem Fahrrad rund um meinen Ort durch die Felder fahre, rieche ich den blühenden Raps, das gemähte Gras, das blühende Korn. Dann geht es mir gut. Und ich fühle 
mich dem Schöpfer nahe. 
Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.
Wohl dem, der auf ihn trauet!

Das will ich weiterhin tun, nicht nur Augen und Ohren offenhalten für Gott, sondern auch meine Nase und meine Zunge. Nicht zu vergessen meine Haut.
Leben und glauben mit allen Sinnen.

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.
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