Seit vielen, vielen Jahren trifft sich unsere Familie zum Palmsonntag im Kloster Himmerod in der Eifel. Ich habe genau vor Augen, wie das war, als die Enkel noch klein waren. Zuerst holen sich alle Familienmitglieder Buchsbaumsträußchen aus großen Körben. Gemeinsam hören wir der Liturgie der Mönche draußen vor der Gästekapelle zu. Dann macht sich die Gemeinde auf zur Prozession in die Kirche. Ich bleibe mit den Kindern auf dem Platz zurück und wir spielen die Geschichte vom Einzug nach Jerusalem nach. Mit einem Spiellied. Jeder und jede will mal der Esel sein. (Einmal war Jesus übrigens auch auf einem Roller unterwegs.) Alle legen ihre Jacken auf den Weg. Und alle singen wieder und wieder: „Hosianna, Hosianna, Hosianna in der Höhe“ und schwenken statt der Palmzweige die Buchsbaumsträußchen.
In diesem Jahr konnten wir uns nicht treffen. Die sechs Enkel sind inzwischen auch schon viel zu groß für diese Inszenierung. Die jüngste ist 12 Jahre alt, zwei sollten in diesem Jahr konfirmiert werden. Wer weiß, wann das nun nachgeholt wird. Und ob die Schuhe und die übrigen Kleidungsstück dann noch passen. Wir werden es erfahren. Denn schließlich schicken wir einander ja fleißig Mails und ich habe sie an unser Ritual aus Kindertagen erinnert. Damit sie es nicht vergessen, wie sie einfach mitgejubelt haben. Selber mal Jesus gewesen sind. Oder eben der Esel, auf dem er geritten ist.
Ich hoffe, es bleibt in ihrem Herzen verankert als eine Geschichte davon, dass Jesus der ist, auf den die Menschen gehofft haben und weiter hoffen.
Nämlich auf einen sanften König, der nicht hoch zu Ross daher kommt sondern auf einem Esel, ersatzweise mit einem Roller statt einem Panzer. Einer, der bei denen ist, denen nicht so gut geht oder eben gerade richtig schlecht.
So gewappnet kann es dann auch in die Karwoche gehen. Auch in diese, in der wir nicht mit der Familie zusammen sein können. In der wir in den Gemeinden nicht den Gründonnerstag mit dem Abendmahl und auch nicht den Karfreitag feiern können. Jedenfalls nicht gemeinsam in den Kirchen. Schlimm ist das. Eigentlich kaum vorstellbar. Aber der Jubel vom Palmsonntag, der klingt an Ostern ja wieder auf mit dem Halleluja. Das wissen wir doch. Und deshalb halten wir durch. „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe.“
Er kommt und bleibt bei uns.
Ilse Wittenborn, Prädikantin in Springe
Ilse Wittenborn, Prädikantin in Springe