Ich beuge meine Knie vor dem Vater, von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden seinen Namen hat, dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne. Und ihr seid in der Liebe eingewurzelt und gegründet,damit ihr mit allen Heiligen begreifen könnt, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, auch die Liebe Christi erkennen könnt, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet, bis ihr die ganze Fülle Gottes erlangt habt. Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Liebe Leserin. Lieber Leser,
Der diesen Brief schreibt, weiß was Not tut, was seine Adressaten brauchen: gestärkt zu werden durch Gottes Geist an dem inwendigen Menschen. Wie kann man das übersetzen? Vielleicht so, dass Gott an uns arbeitet. An unserer inneren Reife, an unserem festen Stand und Halt. Das brauchen wir tatsächlich und eigentlich immer. Dieser inwendige Mensch – er braucht festen Halt. Er braucht Orientierung, er muss sich verwurzeln können. Daran erinnert der Briefschreiber die Epheser. Manchmal ist es einfach schlicht und ergreifend dran, sich zu erinnern, sich zu besinnen, wovon man lebt und das gut. Der Mensch vergisst schnell, setzt vieles viel zu schnell als selbstverständlich voraus. So ticken wir damals wie heute. Hier ist es aber noch mehr: Ihr seid in der Liebe eingewurzelt und gegründet, damit ihr begreifen könnt, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist…so heißt es hier. Und damit wird das Bild vom inwendigen Menschen ins Äußere erweitert. Wer festen Stand hat, wer eingewurzelt ist in der Liebe, kann nach dem Briefschreiber begreifen, was jetzt dran ist. Es ist wie bei Jesus: Gott lieben und den Nächsten wie sich selbst, das ist das ganze Gesetz und die Propheten. Das hat Jesus oft den Leuten gesagt, die ihn gefragt haben: Wie kann ich denn selig werden? Gott lieben, den Nächsten, dich selbst. Das reicht. Wenn du das tust, wirst du wirst wissen, was du tun sollst. Wenn er das tut, ist der Mensch ein echtes starkes Gegenüber – und das schon mitten in seiner Zerrissenheit, in seinen Schwächen. Er ist dann gestärkt, zu begreifen, wie Gott Breite, Länge, Höhe, Tiefe, alle Dimensionen unseres Lebens erfüllt, wie er sie ausfüllt, umhüllt. Umfassend. Es gibt keinen Ort in dieser Welt, an dem Gott nicht mehr ist. Das ist die Essenz von Christi Himmelfahrt: Er musste sich trennen aus seiner irdischen Präsenz, um überall sein zu können. Der Himmel ist überall. Das ist ein erster Schritt um zu begreifen, auch ich bin ein Teil davon. Dieser Geist erfüllt auch mich, erfüllt uns miteinander, was wir dann nächste Woche feiern. Dazu hat Jesus die ganze Breite, Länge, Höhe, Tiefe unseres menschlichen Lebens durchschritten. Dafür hat er Menschen geheilt an Leib und Seele, hat Gemeinschaft unter ihnen gestiftet, hat aufgedeckt, was an zerstörerischen Kräften unter uns unterwegs ist. Und hat uns aufmerksam für das gemacht, wo das Reich Gottes schon mitten uns ist, hat unseren inwendigen Menschen dafür aufmerksam gemacht, sensibel – und unsere Sehnsucht geweckt, dass wir danach trachten mögen. Die Sehnsucht auch nach der Dimension der Tiefe – sie zu erkennen und zu begreifen, das geht nur mit Gottes Hilfe.
Und nicht zuletzt kann man das vielleicht durchaus auch als Anspielung auf das Kreuz verstehen. Auf das Kreuz Jesu, dessen Balken sich in alle vier Richtungen strecken, in Breite, Länge, Höhe und Tiefe. Jesu Liebe scheut das Leiden nicht, sondern nimmt es auf sich und entzieht auf diese Weise den Kräften des Hasses und der Gewalt den Boden. In dieser Liebe sind wir eingewurzelt, sagt der Verfasser des Epheserbriefes. Und weil wir das sind, sind wir befähigt und beauftragt, den Kräften des Hasses und Gewalt den Boden entziehen. Leichter gesagt als getan. Es gibt keine Patentrezepte dafür. Außer dranzubleiben, immer wieder. Sich erinnern zu lassen an diesen Grund, auf dem wir stehen und von dem unser inwendiger Mensch seinen Halt bezieht. Von Gott in Liebe Eingewurzelte, das sind die Christen. Und darin fähig, zu erkennen, zu entscheiden, zu begreifen was Not tut. Gott, gib uns Kraft dazu, dass wir es auch tun: Exaudi!
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.
Wilhelm Niedernolte, Sup. i.R. Eldagsen
Und nicht zuletzt kann man das vielleicht durchaus auch als Anspielung auf das Kreuz verstehen. Auf das Kreuz Jesu, dessen Balken sich in alle vier Richtungen strecken, in Breite, Länge, Höhe und Tiefe. Jesu Liebe scheut das Leiden nicht, sondern nimmt es auf sich und entzieht auf diese Weise den Kräften des Hasses und der Gewalt den Boden. In dieser Liebe sind wir eingewurzelt, sagt der Verfasser des Epheserbriefes. Und weil wir das sind, sind wir befähigt und beauftragt, den Kräften des Hasses und Gewalt den Boden entziehen. Leichter gesagt als getan. Es gibt keine Patentrezepte dafür. Außer dranzubleiben, immer wieder. Sich erinnern zu lassen an diesen Grund, auf dem wir stehen und von dem unser inwendiger Mensch seinen Halt bezieht. Von Gott in Liebe Eingewurzelte, das sind die Christen. Und darin fähig, zu erkennen, zu entscheiden, zu begreifen was Not tut. Gott, gib uns Kraft dazu, dass wir es auch tun: Exaudi!
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.
Wilhelm Niedernolte, Sup. i.R. Eldagsen