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Andacht für die Woche vom 14. bis 20. November 2021 - Sup.i.R. Jürgen Flohr

Mon, 15 Nov 2021 15:18:24 +0000 von St. Andreas Springe

Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.
Herr, höre meine Stimme!
Lass deine Ohren merken auf die Stimme meines Flehens!
Wenn du, Herr, Sünden anrechnen willst - Herr, wer wird bestehen?
Denn bei die ist die Vergebung, dass man dich fürchte.
Ich harre des Herrn, meine Seele harret, und ich hoffe auf sein Wort.
Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen; mehr als die Wächter auf den Morgen hoffe Israel auf den Herrn!
Denn bei dem Herrn ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm.
Und er wird Israel erlösen aus allen seinen Sünden.

Psalm 130, 1-8

Am Mittwoch dieser Woche, dem 17. November 2021 ist Bußtag. Das war früher mal ein Feiertag, der an die Notwendigkeit der Buße erinnern sollte. Inzwischen ist er ziemlich in Vergessenheit geraten so wie die Buße selber leider auch.
Wir kennen den Begriff „Buße“ heute vor allem aus dem Straßenverkehr. Da gibt es einen „Bußgeldkatalog“ für Fehler z.B. beim Autofahren wie etwa überhöhte Geschwindigkeit, das Überfahren einer roten Ampel oder fürs Parken, wo es verboten ist.  Wenn jemand bei so etwas ertappt wird, dann muss er ein Bußgeld zahlen, und bei noch gröberen Verstößen bekommt er einen oder mehrere Strafpunkte beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg.
Meint unser kirchlicher Bußtag so etwas?  Nein, er meint etwas ganz anderes. Buße tun im biblisch-kirchlichen Sinn besagt, dass ein Mensch einsieht, welche Fehler er begangen hat, wo er gegen Gottes Gebote verstoßen hat, womit er anderen Menschen geschadet hat. Das ist der Anfang der Buße, die Einsicht, was ich falsch gemacht habe. Daraus kann und sollte folgen, dass ich an mir und meinem Verhalten arbeiten, dass ich es in Zukunft besser machen will. Buße in diesem Sinne bedeutet also ein Innehalten, eine innere Einkehr und Einsicht, wo mein Denken, Reden und Tun falsch war. Darauf sollte dann eben der Versuch folgen, neu anzufangen mit der eigenen Lebensgestaltung, im Umgang mit anderen Menschen und auch mit Gott.

In solcher Lage findet sich der Sänger des 130. Psalms, wenn er Gott anruft mit den Worten „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. Herr, höre meine Stimme!“ und fortfährt „Wenn du, Herr, Sünden anrechnen willst-Herr, wer wird bestehen?“ Dieser Mensch im alten Israel fühlt sich offenbar „ganz unten“ und ruft aus dieser Tiefe heraus Gott an. Seine Verfehlungen sind ihm so bewusst wie er auch die anderer Menschen sieht; und so stellt er fest, dass wohl niemand die Prüfung bestehen würde, wenn Gott mit uns Menschen abrechnen wollte.

Ich weiß nicht, ob wir uns in dieser Erkenntnis wiederfinden, dass wir alle Sünder sind, die in Gottes Gericht nicht bestehen würden. Aber gewiss werden wir zugeben, dass wir alle Fehler haben und Fehler machen und keineswegs immer so leben und handeln wie es richtig wäre.
Der Psalmdichter allerdings hält sich nicht lange bei der Tatsache auf, dass er selbst sündig ist und oft falsch handelt. Er hält sich vielmehr an Gottes Güte und Freundlichkeit. Von Gott erwartet er Gnade und Vergebung. Darauf, dass Gott sich gütig erweist und dass er denen beisteht, die auf ihn hoffen, darauf wartet der Dichter „mehr als die Wächter auf den Morgen“. 

Es ist hier wohl an Wächter z.B. auf einer Stadtmauer gedacht, die in dunkler und unheimlicher Nacht Wache halten und natürlich die Morgendämmerung herbeisehnen, wo die nächtliche Sorge und Ungewissheit ein Ende haben. So ganz können wir Heutigen mit unseren elektrisch erleuchteten Nächten und unseren offenen Städten jene Gefühle der Wächter vielleicht nicht nachempfinden. Aber dass wir uns in allen Nöten und auch mit einem belasteten Gewissen immer an Gott wenden dürfen und ihn um Vergebung, Beistand und neuen Mut bitten dürfen, das können wir gut nachempfinden und bei dem Psalmisten lernen. Also können wir auch seine Gewissheit und seine Freude aufnehmen und fröhlich nachsprechen: „Bei Gott ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm“.

Diese Gnade Gottes und die Erlösung von vielen Übeln brauchen wir doch nötig in diesen pandemischen Zeiten, in denen die schlechten Nachrichten gar nicht abreißen und wo wir auf viele andere Schrecken stoßen bei den Naturgewalten, im Gegeneinander der Menschen und machmal auch im eigenen Herzen. So verstanden und nachempfunden kann Buße etwas sehr Notwendiges sein und kann sogar zu einem fröhlichen Neubeginn werden. Dann können wir mit Gottes und der Mitmenschen Hilfe erleichtert nach vorn sehen und neu losgehen trotz vieler Belastungen. Dazu helfe Gott uns allen!
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