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Exaudi - Wochenandacht 24.5. - 30.5.2020 - Sup. i.R. Christian Klatt

Mon, 25 May 2020 09:08:57 +0000 von St. Andreas Springe

„Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich!“
Psalm 27, 7

„Exaudi“ – so heißt der Sonntag, mit dem die Woche vor Pfingsten beginnt. Das ist ein Bittruf und heißt auf Deutsch: „höre“ oder „erhöre“. In der lateinischen Bibel ist dies das erste Wort aus dem Psalmvers dieses Sonntags; es kommt in diesem Satz gleich zweimal vor: „Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich!“
Exaudi – das  ist der Ruf eines Menschen, der sich verfolgt und verlassen fühlt und sich in seiner Not an Gott wendet. „Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße mich nicht! Du bist meine Hilfe! Verlass mich nicht!“ heißt es weiter in diesem Psalm. Das sind sehr direkte, sehr unverblümte Hilferufe. Sind sie nicht auch uns aus dem Herzen gesprochen? Wir erleben gegenwärtig durch die Corona-Pandemie eine weltweite und in diesem Ausmaß völlig neuartige Bedrohung. Zum Glück leben wir in einem Land, in dem verantwortungsvolle und kompetente Männer und Frauen in Politik und Medizin ihr Bestes geben, so dass die schmerzlichen Einschränkungen derzeit wieder gelockert werden können. Doch wir lernen in diesen Tagen von neuem, dass das Leben endlich ist und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht in unserer Hand liegt. Deshalb hören wir diese alten Worte gerade in diesem Jahr voller Mitgefühl und Zustimmung: „Exaudi! – Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich!“

Mag diese Bitte auch akuter Not und Sorge entsprungen sein, so spricht sich in ihr doch ein starkes Vertrauen aus. Der Beter des Psalms hat die zuversichtliche Hoffnung, dass sein an Gott gerichteter Hilferuf nicht ins Leere geht. Sonst würde er doch nicht so nachdrücklich rufen und beten. Der ganze Psalm endet dann schließlich auch mit Worten voller Trost und Ermutigung: „Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!“

Zu solchem Gottvertrauen sind auch wir gerufen. Das Corona-Virus mit seinen gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen wird uns noch lange beschäftigen. Auch wenn die strikten Maßnahmen jetzt nach und nach aufgehoben werden, werden wir weiterhin sehr achtsam und vorsichtig sein müssen. Aber nicht in ängstlicher Sorge, sondern mit Geduld, Besonnenheit und Solidarität. Und in dem Vertrauen, dass Gott uns und unsere Welt durch diese schwere Zeit hindurchführen wird. Darum wollen wir ihn jetzt und immer wieder bitten: „Exaudi!“

Bleiben Sie behütet!

Ihr
Christian Klatt
Superintendent i. R., Springe
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