“Dies ist der Tag, den der Herr macht; laßt uns freuen und fröhlich an ihm sein.“ Mit diesem Bibelvers beginnt der Wochenpsalm zu Pfingsten, der zweite Teil des 118. Psalms. Es sind Worte, die wie für das Pfingstfest gemacht sind. Goethe hat es als das „liebliche Fest“ beschrieben, weil es in die Jahreszeit fällt, da „Feld und Wald grünen und blühen.“ Diese Beziehung zur aufblühenden Natur nimmt auch dieser Psalm auf, jedenfalls in Luthers Übersetzung. Denn weiter unten heißt es: „Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!“ Von daher stammt die Sitte, daß die Altäre, aber auch die Eingangstüren in unseren Kirchen zu Pfingsten mit dem frischen Maigrün der Birkenzweige geschmückt werden – ein sichtbarer Ausdruck der festlichen Freude, zu der uns dieser Psalm aufruft.
Mag sein, dass die Pfingstfreude in diesem Jahr gedämpfter ausfällt. Auch wenn die Infektionszahlen deutlich zurückgehen und viele der bisher geltenden Einschränkungen aufgehoben werden – die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei und lastet wie ein dunkler Schatten über uns. Und die jüngsten Nachrichten von den Kämpfen im Heiligen Land, vom Flüchtlingselend am Mittelmeer oder von hasserfüllten Kampagnen auf den Straßen und im Internet drücken auch aufs Gemüt. Dennoch feiern wir Pfingsten – nicht weil der Kalender das so vorgibt, sondern weil Gott uns das schenkt: “Dies ist der Tag, den der Herr macht.“ Pfingsten ist das Fest, an dem Gott uns einlädt. Es ist das Fest seines Heiligen Geistes, mit dem er unsere Herzen beleben und ermutigen will. Deshalb: „Laßt uns freuen und fröhlich an ihm sein.“
Im Wochenpsalm folgen dann die Worte: „O Herr, hilf! (auf Hebräisch: Hosianna!) O Herr, lass wohlgelingen! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Wir erinnern uns: Mit diesen Rufen haben die Menschen damals Jesus begrüßt, als er in Jerusalem einzog. Sie hofften, dass mit ihm nun alles besser werden würde in der Welt. Das ist, wie wir täglich erleben, bis heute nicht der Fall. Aber diese alten Worte haben ihren guten Sinn und ihre Berechtigung nicht verloren! Denn der Heilige Geist Gottes, in dessen Namen Jesus gepredigt, gehandelt und gelebt hat, ist unter uns lebendig und ruft uns zum Frieden und zur Versöhnung, zur Geduld und zum Vertrauen, zum gegenseitigen Respekt und zur Barmherzigkeit. Das feiern wir zu Pfingsten.
Es ist gut, dass uns dieses Fest geschenkt wird. In einer Welt, die manchmal von allen guten Geistern verlassen zu sein scheint, darf die Bitte um Gottes Heiligen Geist nicht verstummen. Diese Bitte wird nicht ins Leere gehen. Denn der Heilige Geist will auch bei uns und durch uns Gutes bewirken. Dann werden wir trotz aller gegenteiligen Erfahrungen auch in die letzten Verse unseres Wochenpsalms fröhlich einstimmen können: „Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.“
Gesegnete Pfingsten und Gott befohlen!