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Andacht für die Woche vom 30. Januar bis 5. Februar 2022 zu Psalm 97 - Sup.i.R. Christian Klatt

Sat, 29 Jan 2022 23:00:01 +0000 von St. Andreas Springe

„Der Herr ist König; des freue sich das Erdreich und seien fröhlich die Inseln, so viel ihrer sind.“
Mit einem hymnischen Lobpreis beginnt dieser Wochenpsalm für den letzten Sonntag nach Epiphanias. Fast scheint uns dieser Jubel etwas übertrieben: Das ganze Erdreich, alle Inseln sollen sich über Gottes Macht und Herrlichkeit freuen. Das ist freilich kein naiver Enthusiasmus. Die Beter des Psalms wissen durchaus auch etwas von den gewaltigen Auswirkungen göttlicher Kraft, wie sie sich etwa in den unbeherrschbaren Naturgewalten kundtun: „Seine Blitze erleuchten den Erdkreis, das Erdreich sieht es und erschrickt. Berge schmelzen wie Wachs vor dem Herrn, vor dem Herrscher der ganzen Erde.“ Aber auch das sind in den Augen der Psalmbeter Zeichen für Gottes überragende Macht, an die niemand sonst im Himmel oder auf Erden heranreicht: „Du, Herr, bist der Höchste über allen Landen, du bist hoch erhöht über alle Götter.“
Deshalb ist es gut, sich diesem Herrn und König anzuvertrauen. Dazu will uns dieser Wochenpsalm einladen und ermutigen. Denn die Königsherrschaft Gottes ist nicht von Selbstherrlichkeit und Willkür geprägt, sondern von Gerechtigkeit. „Gerechtigkeit und Recht sind seines Thrones Stütze.“ Und ein paar Verse weiter: „Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit.“ Gerechtigkeit ist im Sprachgebrauch des Alten Testaments nicht so sehr eine juristische, sondern vielmehr eine soziale Vokabel. Sie meint eine Treue und Hilfsbereitschaft, die man sich in der Familie oder im Freundeskreis gegenseitig erweist. Wenn in diesem und in vielen anderen Psalmen Gottes Gerechtigkeit gepriesen wird, dann steht dahinter die Gewissheit, dass Gott uns Menschen in zuverlässiger Treue zugewandt ist und dadurch auch uns gerecht macht, sofern wir ihm in aufrichtiger Treue verbunden bleiben.

So läuft dieser Wochenpsalm schließlich auf eine helle und hoffnungsvolle Verheißung zu: „Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen und Freude den aufrichtigen Herzen.“ Immer wieder – also auch in dunklen Zeiten und trotz vieler leidvoller Erfahrungen! Zwar werden die Treue Gottes und die Treue im Glauben durch schlimme Ereignisse immer wieder auf harte Proben gestellt. Die lange Geschichte des Volkes Israel ist dafür ein mahnendes Beispiel – bis hin zum Holocaust, an den in diesen Tagen, 80 Jahre nach der Wannseekonferenz, wieder vielfach erinnert wurde.

Doch das letzte Wort behält der, der in diesem Psalm als „König der Gerechtigkeit“ gefeiert wird. Im Vertrauen auf ihn wird uns „das Licht immer wieder aufgehen und Freude den aufrichtigen Herzen.“ Davon sind die Beter dieses Psalms überzeugt, so haben sie es oft genug erfahren, und diese frohe Gewissheit geben sie mit den abschließenden Worten an uns weiter: „Ihr Gerechten, freut euch des Herrn und danket ihm und preiset seinen heiligen Namen.“

Ich wünsche Ihnen eine gute neue Woche unter Gottes treuem Schutz und Segen.
Ihr Christian Klatt 
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