1Das ist mir lieb,
dass der Herr meine Stimme und mein Flehen hört.
2Denn er neigte sein Ohr zu mir;
darum will ich mein Leben lang ihn anrufen.
3Stricke des Todes hatten mich umfangen, /
des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen;
ich kam in Jammer und Not.
4Aber ich rief an den Namen des Herrn:
Ach, Herr, errette mich!
5Der Herr ist gnädig und gerecht,
und unser Gott ist barmherzig.
6Der Herr behütet die Unmündigen;
wenn ich schwach bin, so hilft er mir.
7Sei nun wieder zufrieden, meine Seele;
denn der Herr tut dir Gutes.
8Denn du hast meine Seele vom Tode errettet,
mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.
9Ich werde wandeln vor dem Herrn
im Lande der Lebendigen.
im Lande der Lebendigen.
13Ich will den Kelch des Heils erheben
und des Herrn Namen anrufen.
Psalm 116 für die Woche nach dem Sonntag Quasimodogeniti 2021
Psalm 116 für die Woche nach dem Sonntag Quasimodogeniti 2021
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
dieser Psalm steht unter der Überschrift „Dank für Rettung aus Todesgefahr“. Stricke des Todes hatten mich umfangen, des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen; ich kam in Jammer und Not. So klagt der Beter dieses Psalms. In seiner Todesangst wendet er sich an Gott: Aber ich rief an den Namen des Herrn. Dann kann er zu Gott sagen: Denn du hast meine Seele vom Tode errettet.
Auch unseren Tagen hören und sehen wir Bilder von Menschen in Krankenhäusern in den Stricken des Todes, gefangen in Intensivbetten und an Beatmungsgeräten. Wir sind dankbar für unsere Hochleistungsmedizin, die es möglich macht, dass die Seele vieler Menschen vom Tode errettet wird. Wir sind dankbar für Ärztinnen und Ärzte, für Pflegerinnen und Pfleger, für Angehörige, für die Forschung, die wirksame Impfstoffe entwickelt hat, für alle Menschen, die die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie einhalten. Wir Christen haben noch eine andere Möglichkeit, mit den Stricken des Todes umzugehen: Wir bringen unsere Klage zu Gott und breiten sie vor ihm aus. Ich rief an den Namen des Herrn: Ach, Herr, errette mich!
Der Bischof von Innsbruck Hermann Glettler hat das folgende Gebet formuliert, das die Worte des Psalms für unsere Tage so überträgt:
Herr, Du Gott des Lebens,
betroffen von der Not der Corona-Krise kommen wir zu Dir.
Wir beten für alle, deren Alltag jetzt massiv belastet ist,
und bitten um Heilung für alle Erkrankten.
Sei den Leidenden nahe, besonders den Sterbenden.
Tröste jene, die jetzt trauern, weil sie Tote zu beklagen haben.
Schenke den Ärzten und Forschern Weisheit und Energie,
und allen Pflegenden Kraft in dieser extremen Belastung.
Gib den politisch Verantwortlichen Klarheit für richtige Entscheidungen.
Wir danken für alle Frauen und Männer, die gewissenhaft
die Versorgung und Infrastruktur unseres Landes aufrechterhalten.
Wir beten für alle, die in Panik sind oder von Angst überwältigt werden.
Wir beten für alle, die großen materiellen Schaden erleiden oder befürchten.
Guter Gott, wir bringen Dir alle, die in Quarantäne sein müssen,
sich einsam fühlen und niemanden an ihrer Seite haben.
Stärke die Herzen der alten und pflegebedürftigen Menschen,
berühre sie mit Deiner Sanftheit und gib ihnen die Gewissheit,
dass wir trotz allem miteinander verbunden sind.
Von ganzem Herzen flehen wir, dass die Epidemie abschwillt
und dass die medizinischen Einrichtungen und Ressourcen
den aktuellen Anforderungen gerecht werden können.
Wir beten, dass die Zahlen der Infizierten und Erkrankten zurückgehen.
Und wir hoffen, dass in allen Bereichen bald wieder Normalität einkehren wird.
Guter Gott, mache uns dankbar für jeden Tag, den wir gesund verbringen.
Lass uns nie vergessen, dass unser Leben ein zerbrechliches Geschenk ist.
Ja, wir sind sterbliche Wesen und können nicht alles kontrollieren.
Du allein bist Ursprung und Ziel von allem, Du allein bist ewig, immer liebend.
Dein Heiliger Geist bewahre unsere Herzen in der Dankbarkeit.
Getragen von einem tiefen Frieden werden wir die Krise bestehen.
Jesus, Du Herr und Bruder aller Menschen,
Deine Gegenwart vertreibt jede Furcht, sie schenkt Zuversicht
und macht unsere Herzen bereit, offen und aufmerksam füreinander.
Liebe Leserinnen, liebe Leser, ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben eine gesegnete Zeit.
Wilhelm Niedernolte
Superintendent i.R.
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