Diese Zeiten sind stürmisch. Draußen fangen die Herbststürme an. Aber viele Menschen erleben aktuell auch in ihrem Leben stürmische Zeiten. Da bläst es manchen Traum weg. Völlig überraschend ändert sich die eigene Situation. Alles ist plötzlich völlig anders. Angst macht sich breit. Gemeinschaftspastor Matthias Brust erzählt die Geschichte von Jesus und den Jüngern im Sturm. Die hatten auch Angst. Wie können sie da standhalten? Ist Jesus überhaupt für sie da? Wo finde ich Halt mitten in meinem Sturm?
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Nach der coronabedingten Pause im musikalischen Leben der Kirchengemeinde startet nun zum Glück wieder die Konzertreihe „Musik in St. Andreas“. An jedem letzten Sonnabend eines Monats lädt Stadtkantor Robin Hlinka um 18 Uhr zum Hörgenuss ein. Der Eintritt ist frei, um eine Spende zur Unterstützung der umfangreichen Orgelrenovierung wird herzlich gebeten. Das ebenfalls coronabedingte Hygienekonzept wird vor Ort erläutert; ein Mund-Nasen-Schutz ist erforderlich, der aber nach Einnahme des Sitzplatzes abgenommen werden kann. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Die Konzertreihe beginnt am 29.8. mit dem Programm „Organ meets Cembalo“. Kreiskantorin i.R. Almut Höner zu Guntenhausen (Celle) spielt mit ihrem ehemaligen Schüler Robin Hlinka zusammen Werke für zwei Tasteninstrumente. Dafür stehen in der Kirche neben der großen Klais-Orgel noch zwei weitere Truhenorgeln, zwei Cembali und ein Klavier bereit. Die Komponisten dieses Abends – unter anderen Wilhelm Friedemann Bach, ältester Sohn von J. S. Bach, und Johann Ludwig Krebs, neben den Bachsöhnen der profilierteste Bach-Schüler – waren virtuose Meister an den Tasten. Ist es schon faszinierend, einem einzigen Organisten bei der Arbeit zuzusehen und -zuhören, verspricht das gleichzeitige Erklingen von zwei Instrumenten ein wahres Feuerwerk an aufwirbelnden Klängen, geradezu einen Klangfarbenrausch. Neben den beiden deutschen Komponisten erklingen hoch- und spätbarocke Werke des Spaniers Pedro José Blanco und des Italieners Gaetano Piazza sowie zeitgenössische Klänge des Belgiers Flor Peeters – wer also coronabedingt seinen Urlaub zu Hause verbracht hat, kann an diesem Abend auf eine musikalische Europareise gehen!
Das Sommerferienprojekt ging am vergangenen Freitag nach zweimal fünf gemeinsamen Tagen zu Ende. Es war eine schöne Zeit. Danke an das Team - Silke Schmidt und Jörg Claaßen und an alle Teamerinnen und Teamer. Großartig, dass Ihr Eure Sommerferien für die Kinder eingesetzt habt und jeden Morgen um halb acht da ward. Und das ist in Euren Ferien! Danke an alle Eltern, dass Sie uns Ihr Kind in diesen herausfordernden Zeiten anvertraut haben. Und vor allem Danke an Euch Kinder. Es macht so einen Spaß mit Euch zu lachen, zu spielen und zu essen! Euer Klaus Fröhlich
Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat
(Psalm 33,12 – Wochenspruch für 10. Sonntag Trinitatis)
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
am 16. August, dem 10. Sonntag nach dem Trinitatissonntag, begeht die Evangelische Kirche den „Israelsonntag“. Dieser Israelsonntag hat im Laufe der Jahrhunderte einen Bedeutungswandel erfahren: Von der Frontstellung des „Gedenktages der Zerstörung Jerusalems“ seit dem 16. Jahrhundert über die Bemühungen einer „Judenmission“ seit dem 19. Jahrhundert zu der Erkenntnis der letzten Jahrzehnte, die sich auch im Römerbrief (in den Kapiteln 9 – 11) widerspiegelt, dass Gott in Treue zu seinem Volk Israel steht, war es ein langer Weg. Heute schauen wir auf das, was der jüdische Glaube mit uns Christen verbindet. Wir sind dankbar, weil wir wissen, dass es uns Christen ohne die Juden nicht gäbe.
Was verbindet uns im Glauben an Gott? Eine Antwort finden wir im Spruch für diese Woche:
Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat. Gott hat das Volk Israel erwählt und er hat uns Christen durch Christus zu seinem Volk gemacht. Beiden Völkern und allen Völkern geht es gut, wenn sie Gott als ihren Herrn anerkennen und nach seinen Geboten handeln.
An der Geschichte Israels, wie sie uns im ersten Teil unserer Bibel berichtet wird, sehen wir, welche Folgen es haben kann, wenn Gott der Herr ist:
Gott führt sein Volk aus der Gefangenschaft in die Freiheit.
Gott führt sein Volk auch durch die Wüste.
Gott führt sein Volk in ein wunderbares Land.
Aus der Gefangenschaft in die Freiheit. Wir Christen legen sehr viel Wert auf unsere Freiheit. Martin Luther stellte seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ von 1520 einen Doppelsatz voran:
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.“
Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Im Spannungsfeld dieser beiden Sätze realisiert sich die Freiheit der Christen, in die Gott uns führen will.
Gott führt sein Volk auch durch die Wüste.
Es sind spannende Geschichten des Volkes Israel von der Angst und vom Vertrauen auf Gottes Hilfe, von der Verheißung Gottes auf das gelobte Land und dem Weg mit vielen Hindernissen dorthin. Die Wüste stand für die Bedrohung des Lebens, für Ratlosigkeit, Hilflosigkeit und Verzweiflung. Das Bild von der Wanderung durch die Wüste ist vielen von uns nach einigen Jahren der Dürre im Sommer vielleicht verständlicher geworden als vorher. Aber auch die Corona – Pandemie ist für einige wie eine Wanderung durch eine Zeit der Wüste, eine Zeit mit weniger Kontakten zu anderen Menschen, mit Angst vor einer Infektion, eine Zeit ohne Reisemöglichkeiten, der geistigen Unterforderung. Das Volk Israel fand darin Ermutigung auch zu diesem Teil der Wanderung, weil es wusste: Gott ist mit uns auf dem Weg. Wir sind nicht verlassen. Und die Wüste ist nicht das Ende unseres Weges.
Gott führt sein Volk in ein wunderbares Land. Wenn wir die weitere Geschichte des Volkes Israel im ersten Teil der Bibel verfolgen, lesen wir, dass dieses wunderbare Land durchaus nicht das Paradies war, oft sogar das Gegenteil: Fast ständig von feindlichen Nachbarn bedroht, mit großen Schwierigkeiten, ein geeintes Land zu werden, ein Land mit Intrigen und Korruption. Aber ein Land, in dem die Sklaverei in Ägypten und die Wanderung durch die Wüste der Vergangenheit angehörten.
Leben auch wir in einem wunderbaren Land? Ja und nein. Vieles wäre zu verbessern, und doch sind wir frei, haben unser Auskommen und ein hohes Maß an sozialer Sicherheit. Gelegentlich höre ich: Ich bin froh, dass ich die Coronazeit in Deutschland erleben muss und nicht anderswo, weil hier alles so gut organisiert ist.
„Jesus Christus spricht: Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.“
(Lukas 12,48 - Wochenspruch für den 9. Sonntag nach Trinitatis)
Liebe Lesende!
An wen denken wir, wenn wir das hören?
Vielleicht an einen begabten und beliebten Politiker, der gut und überzeugend reden kann, der durch seine sympathische Art Menschen überzeugen und Wahlen gewinnen kann. Er erreicht schließlich ein hohes Staatsamt und kann dort seine Ideen umsetzen und Gutes bewirken für sein Land.
Aber manchmal muss er auch unpopuläre Entscheidungen treffen und etwa Kontaktsperren verhängen wegen der Pandemie oder Quarantäne verordnen für Infizierte oder ein andermal harte Verhandlungen führen mit anderen Ländern.
Damit macht er sich dann eventuell unbeliebt, muss aber doch durchsetzen, was er als notwendig erkannt hat; denn: „Wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.“
Ein anderer Mensch lernt einen Beruf, Bankkauffrau zum Beispiel.
Sie lernt in einer Bank, wird dort angestellt, bewährt sich in dieser Stellung, steigt auf im Gefüge der Bank und füllt schließlich einen verantwortlichen Posten aus.
Das gibt ihr die Möglichkeit, ausgedehnte Geldgeschäfte zu tätigen, darunter auch solche mit zweifelhaften Geschäftspartnern und unsicheren Geldanlagen, die aber große Gewinne versprechen.
Sie spekuliert und verliert große Summen und verstrickt sich in immer riskantere Geldgeschäfte am Rande der Legalität. Dabei fallen am Ende hohe Verluste an für ihre Bank, und sie verliert ihren Posten und ihre Reputation; denn: „Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen.“
Ein dritter Mensch hat nicht so großen Erfolg im Beruf. Er wird Arbeiter in einer Fabrik und verdient dort genug zum Überleben; aber große Sprünge kann er damit nicht machen.
Dadurch, dass seine Frau auch Geld verdient, kommen sie mit der Familie ganz gut über die Runden. Beide leben gern miteinander und mit ihren Kindern. Sie werden ihrer kleineren Verantwortung gerecht wie eben die meisten von uns.
Welcher der hier skizzierten Lebensläufe ist eigentlich erstrebenswert für uns?
Der des verantwortungsbewussten Politikers oder der der Bankerin, die mit großen Summen jongliert oder der des soliden Arbeiters?
Ich denke, Jesus will uns mit seinem warnenden Hinweis sagen, dass wir unsere jeweiligen Gaben und Begabungen nutzen sollen, seien sie groß oder klein, besondere oder normale. Und dabei sollen wir uns nicht unterschätzen und nicht unser Licht unter den Scheffel stellen; aber wir sollen uns auch nicht überschätzen und meinen, wir seien die Größten und alle müssten uns zujubeln.
Sondern jede und jeder von uns soll mit den Gaben und Möglichkeiten arbeiten und wirken, die ihr oder ihm gegeben sind und das Beste daraus machen, was wir können, - zur eigenen Freude und zum Nutzen der Mitmenschen sowie als Antwort auf den Vater im Himmel, der uns diese Gaben gibt.
über den Wochenspruch am 8. Sonntag nach Trinitatis
„Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ (Eph. 5, 8b.9)
von Superintendent i. R. Christian Klatt
Der neue Wochenspruch enthält eine klare Ansage, die ich in diesen unsicheren und sorgenvollen Corona-Zeiten als ausgesprochen hilfreich empfinde. Als „Kinder des Lichts“ werden wir hier angeredet. Nicht weil wir uns durch besondere Erleuchtungen und lichtvolle Erkenntnisse ausgezeichnet hätten. Sondern weil wir zu Christus gehören und auf seinen Namen getauft sind. Er, der von sich selbst gesagt hat „Ich bin das Licht der Welt“, er hat dieses Qualitätsmerkmal auch seiner Gemeinde zugesprochen: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Das ist jedoch nicht als eine Auszeichnung gemeint, sondern als Auftrag. Lebt und handelt so, dass diese dunkle Welt ein wenig heller wird und eure Mitmenschen wieder Mut und Freude gewinnen. „Tragt in die Welt nun ein Licht – zu den Kranken, zu den Alten, zu den Kindern“, so singen wir in der Adventszeit. Genau so meint es auch dieser Wochenspruch: „Wandelt als Kinder des Lichts!“
Wie das konkret aussehen soll? Drei Tugenden werden uns mit auf den Weg gegeben: „Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“. Das sind nicht bloß schöne Worte aus dem Poesiealbum, sondern klare Ansagen für einen lichtvollen Lebenswandel.
Güte: das heißt, ein weites Herz haben, das vieles in Geduld und Gelassenheit erträgt und versucht, zum Guten zu wenden. Ein gütiger Mensch bricht nicht den Stab über andere, sondern bleibt zugewandt und hilfsbereit, bemüht sich um Verständnis und lässt sich auch durch Enttäuschungen nicht verbittern und beirren.
Gerechtigkeit: das heißt, darauf achten, dass jeder Mensch zu seinem Recht kommt. Damit ist nicht eine ungerechte Gleichmacherei gemeint. Aber doch das Bemühen, für einen gerechten Ausgleich zu sorgen, damit niemand zu kurz kommt und alle ihr Auskommen haben. Das bedeutet auch, ein empfindsames Gewissen zu haben und sich nicht zu scheuen, Ungerechtigkeiten beim Namen zu nennen und Partei für die Schwachen zu ergreifen.
Wahrheit: das heißt, aufrichtig und wahrhaftig reden und handeln. Nicht mit Tricks und Intrigen arbeiten, nicht hinter dem Rücken anderer agieren, keine Mauscheleien dulden, keinen Fake-News oder Verschwörungstheorien das Wort reden. Sondern offen und fair die Dinge ansprechen, damit Vertrauen zueinander wachsen kann.
Doch, in diesen schwierigen Zeiten ist das ein guter Wochenspruch. Wir werden die gegenwärtigen Probleme nicht mit einem Schlage beseitigen können, sondern noch lange mit ihnen leben müssen. Aber jeder und jede von uns kann mithelfen, dass es trotz vieler dunkler Sorgen hier und da ein wenig heller wird. Deshalb: Wandelt und handelt als „Kinder des Lichts!“
Wie aus einem Schottergarten eine Blühwiese wird, zeigt sich derzeit vor dem Haus der Beratung der Diakonie in der Pastor-Schmedes-Straße 5. Davon hat sich am Freitag, 24. Juli auch Bürgermeister Christian Springfeld überzeugt. Er hat lobende Worte für die tatkräftige Hilfe zahlreicher Ehrenamtlicher und die Unterstützung durch den NABU und der Kirchengemeinde St. Andreas, so dass aus einem Schottergarten eine kleine Oase für Insekten werden konnte.
Dieses Gemeinschaftsprojekt soll erst noch ein echtes Vorzeigeprojekt werden und wird deshalb gefördert und unterstützt im Rahmen des Projektes „Zukunft leben – ein Nachbarschaftsprojekt“ der Landeskirche Hannovers gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium. Nachhaltiges Leben und Handeln ist das oberste Ziel dieses Projektes mit kurzen Wegen für den Klimaschutz. Die Renaturierung des Schottergartens in der Pastor-Schmedes-Str. 5 ist laut Projektleiterin Anna Neumann vom Haus kirchlicher Dienste ein Leuchtturmprojekt: „So viele Menschen wollen daran mitarbeiten, die ohne dieses Vorhaben womöglich gar nicht so intensiv miteinander zu tun hätten“. Ehrenamtliche aus vielen gesellschaftlichen Bereichen – nachbarschaftlich gesinnte Bürgerinnen und Bürger, Geflüchtete, NABU-Mitglieder, SchülerInnen aus der Fridays-for future-Bewegung und Mitglieder der Kirchengemeinde St. Andreas – zusammen mit Gartenprofi Jaesch aus Bennigsen engagieren sich gemeinsam für die Blühwiese. Eigentlich sollte bereits im März gepflanzt werden, doch auf Grund der anhaltenden Trockenheit sowie der krisenbedingten Verhaltensregeln entschied man sich auf Anregung von Hildegard Gnädig, der maßgeblichen Initiatorin dieses ganzen Projektes, für die Zwischenlösung „Blühwiese über den Sommer 2020“ . Und die kann man jetzt bestaunen. Vielleicht ist dies auch eine Anregung für zu Hause, so dass die Insekten auch von Haustür zu Haustür fliegen können.
SpringfeldBlühwieseAnna NeumannZukunft leben - ein Nachbarschaftsprojekt
Da in den Kirchen in Deutschland nach wie vor der Gemeindegesang nicht möglich ist, lässt St. Andreas singen. Am kommenden Sonntag, 12. Juli, wird der Gottesdienst um 11 Uhr in der St. Andreas Kirche in Springe mit einem besonderen musikalischen Highlight gestaltet. Stadtkantor Robin Hlinka wird die Kantate „Begnadigte Seelen gesegneter Christen“ von Georg Philip Telemann (1681 – 1767) aufführen. Diese Kantate ist eigens für diesen fünften Sonntag nach dem Trinitatisfest geschrieben worden und wurde 1726 zum ersten Mal aufgeführt. Unterstützt wird der Kirchenmusiker von Dorothee Knauer an der Violine und vor allem Johannes Backhaus, der singen wird und in St. Andreas schon häufiger aufgetreten ist. Außerdem werden Katharina Geide, Clara Hehne, Kira Lüers und Sophia Wons aus dem Jugendchor Quilisma im Gottesdienst den Psalm singen.
„Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“
Epheserbrief 2,8 – Wochenspruch für den 5. Sonntag nach Trinitatis
Ein Gottesgeschenk
#wirhaltenzusammen, #gemeinsamschaffenwirdas – oder etwas ausführlicher- „Solidarität in Zeiten der Krise“ – so oder ähnlich lesen, hören und sehen wir es zurzeit immer wieder. Zusammenhalt und gemeinsames Handeln haben eine große Bedeutung bekommen. Doch woher kommt die Überzeugung, dass Gemeinschaft so wichtig ist? Wie ernst ist das wirklich gemeint? Und was geschieht, wenn die Gefahr der Covid-19-Pandemie wieder kleiner wird? Um diese Fragen soll es in den folgenden Gedanken gehen.
„Zusammenhalt in Gefahr!“ – das ist ein mehrdeutiger Satz. Sein Sinn ergibt sich erst aus dem Kontext, in dem er gebraucht wird. Ist es eine Feststellung, dass Menschen in einer Gefahr zusammenhalten? Oder bedeutet es, dass der Zusammenhalt zwischen den Menschen in Gefahr ist zu zerbrechen. Wahrscheinlich gilt in der gegenwärtigen Situation beides.
Da gibt es die alte Erfahrung, dass Menschen eine Gefahr, die von außen droht, besser abwehren können, wenn sie zusammenhalten. Das kann ganz wörtlich gemeint sein. Wer erinnert sich nicht an die „Schildkrötenaufstellung“ als militärisch-taktische Formation der Römer – auch wenn zuerst die Illustrationen aus Asterix und Obelix vor dem inneren Auge erscheinen. Das Besondere an dieser Formation war, dass sie nicht nur Schutz vor starkem Beschuss bot. Zusätzlich konnten die Soldaten damit vorrücken gegen die Feinde und deren befestigten Stellungen. Entscheidend war, dass keine Lücke entstand und die Kette aus Menschen nicht zerbrach. Das gemeinsame Vorrücken der „Schildkröte“ ist dabei ganz besonders wichtig – doch davon später.
Und die „Schildkröte“ macht ein Zweites deutlich: Auf die Dauer kann man so nicht leben. Nach einiger Zeit muss man sich aus dem engen Verbund lösen. Es kann nicht nur darum gehen, sich gemeinsam zu verteidigen und in eine einzige Richtung voranzugehen. Die Frage ist nur, wie die Auflösung der „Schildkröte“ vor sich gehen kann. Wenn einige ihre Waffen ablegen und sich davonschleichen, ist das wohl noch nicht problematisch. Aber wenn es immer mehr werden, bricht die Kette auseinander und die Letzten sind den Angriffen von außen schutzlos ausgesetzt. Sie müssen für all jene bezahlen, die sich aus dem Staub gemacht haben.
Nun ist die Situation in der Covid-19-Pandemie eine andere. Nicht nur, dass es etliche unterschiedliche Gruppen gibt, die sich in verschiedene Richtungen bewegen. Auch ein wirkliches Zusammenrücken ist nicht möglich, wenn es ein Abstandsgebot gibt. Am Anfang dachten wir wohl, wir müssten nur Geschlossenheit zeigen, dann würde das Virus nach und nach an Kraft verlieren und die Gefahr immer kleiner werden. Das stimmt und stimmt auch wieder nicht. Die große Abschirmung hat an Bedeutung verloren, weil bei uns das Virus eingedämmt ist. Aber es ist virulent vorhanden und kann jederzeit wieder eine größere Zahl von Menschen infizieren. Unsicherheit und Unberechenbarkeit machen ungeduldig. Es fehlt eine klare Perspektive. Da ist es verständlich, dass Menschen das nicht mehr aushalten und aus den engen Beschränkungen ausbrechen wollen. Dazu kommt, dass dieses Zusammenrücken gegen eine Gefahr geradezu paradox wird, wenn es mit Abstand zueinander geschehen muss. Mit Abstand zusammenhalten – das ist schon ein wenig verrückt.
Nach und nach wird deutlich, dass dieses Zusammenhalten wohl nicht dem Wunsch nach Gemeinschaft entspringt. Es wird vielmehr durch die Gefahr von außen bedingt. Es zeigt sich, dass die gesellschaftlichen Spannungen und sozialen Unterschiede eher größer werden, auch wenn es an vielen Stellen mehr Solidarität gibt als vor der Krise. Eine Gefahr von außen kann zu mehr Zusammenhalt und gemeinschaftlichen Handeln führen. Aber wenn dies nicht zugleich dem Wunsch aller Beteiligten entspricht, dann wird das Gefühl von Zusammengehörigkeit nicht von Dauer sein. Auch das ist eine alte Erfahrung: Eine Gemeinschaft von Menschen, die unter Druck entsteht, zerfällt, wenn dieser Druck nachlässt. Ein erschreckendes Beispiel sind die blutigen Kämpfe, die mit dem politischen Zerfall Jugoslawiens im Jahr 1991 aufflammten. Bis heute sind etliche Konflikte in und zwischen den Staaten, die damals entstanden, nicht endgültig gelöst. Man kann Menschen vielleicht durch Druck von außen dazu bringen, sich als Gemeinschaft zu verhalten. Doch dass sie sich auch als Gemeinschaft verstehen und fühlen, kann dadurch wohl nicht erreicht werden.
Einen ganz anderen Ansatz, Gemeinschaft zu stiften, nennt der Wochenspruch aus dem Epheserbrief. Hier ist ein Geschenk die Grundlage für einträchtiges und gemeinsames Fühlen und Handeln. Der Vers 8 im 2. Kapitel schließt mit einer einfachen Feststellung: „Es ist Gottes Geschenk“.
In den christlichen Gemeinden der zweiten und dritten Generation ging es darum, sich weiterhin als Gemeinschaft zu verstehen. Die Aufbruchstimmung, die es in den neu entstandenen christlichen Gemeinden gab, war vergangen. Dort hatten ja die Apostel noch selbst das Evangelium verkündet. Nun lebte man sozusagen aus zweiter Hand. Und die alten Konflikte drohten wieder stärker aufzubrechen.
Zum einen gab es die Christinnen und Christen, die vom Judentum geprägt waren und sich zum Teil selbst weiterhin als Jüdinnen und Juden sahen. Und es gab die , die von anderen Religionen zum christlichen Glauben gekommen waren. Beide Gruppen sollten nun gleichberechtigt miteinander in einer Gemeinde leben. Zum anderen gab es natürlich weiterhin ärmere und reichere Gemeindeglieder, auch wenn die Ärmeren unterstützt wurden und man sich ganz besonders um Witwen und Waisen kümmerte. Andere Konflikte entstanden um theologische Fragen. Heftig diskutiert wurde z.B. darüber, welche Bedeutung die Taufe hätte. Wurde man erst vom Heiligen Geist erfasst und dann getauft oder wurde man durch und bei der Taufe mit dem Geist begabt?
Auch wollten sich nicht alle Mitglieder auf die Dauer eng an die Gemeinde binden. Andere Religionsgemeinschaften machten gleichfalls attraktive Angebote. Geschäftsleuten erschien es opportun, sich nicht allzu sehr von jenen Partnern abzugrenzen, die nicht viel mit der christlichen Gemeinde anfangen konnten. Und manche Mitglieder kamen nur noch sporadisch und mehr pro forma zu den Gemeindeveranstaltungen. All das und vieles mehr führte zu Spannungen in der Gemeinde.
Diese Konflikte waren wohl besonders in den Gemeinden im westlichen Kleinasien aufgebrochen. An sie richtet sich der Vers aus dem Epheserbrief, der über der heute beginnenden Woche steht:
Denn aus Gnade seid ihr gerettet –
durch den Glauben.
Das verdankt ihr nicht eurer eigenen Kraft,
sondern es ist Gottes Geschenk.
(Übersetzung in der BasisBibel)
Im Brief werden die Mitglieder der christlichen Gemeinde darauf hingewiesen, wie und wodurch sie Christinnen und Christen geworden sind. Sie sollen sich daran erinnern, was bereits geschehen ist. Der erste Satz bringt zwei Begriffe zusammen, von denen der erste fremd und der zweite sehr vertraut klingt. „Gnade“ gehört kaum noch in unseren alltäglichen Wortschatz. Aus der Justiz kennen wir die „Begnadigung“. Dann geht Gnade vor Recht. Und das kann nach unserem Empfinden nicht recht sein. Und dazu kommt: Gnade lässt sich nicht erarbeiten, nicht erwerben und auch nicht einklagen. Sie ist unverfügbar, ein Geschenk. Das macht misstrauisch. Die Gnade soll nun der Grund für die Rettung sein. „Aus Gnade seid ihr gerettet“.
Luther übersetzte hier das griechische Wort noch anders: „Aus Gnade seid ihr selig geworden“. „Selig“ – das ist so ein fremder und unbestimmter Begriff. Doch hier wird es konkret. Es geht um Rettung. Aber haben wir die nötig? Wir dachten jedenfalls, wir hätten unser Leben so ziemlich im Griff. Dabei haben wir wohl aus dem Blick verloren, dass es nicht nur in anderen Ländern, sondern auch in unserer Gesellschaft oft gnadenlos zugeht. Wachsen oder weichen – dieses verhängnisvolle Prinzip gilt nicht nur in der Landwirtschaft. Da braucht man nicht nur gute Fähigkeiten und glückliche Umstände, sondern auch Ellbogen und manchmal gar Skrupellosigkeit, um es zu etwas zu bringen. Und nun müssen wir feststellen, dass vieles doch sehr auf Kante genäht ist. Vieles wurde einer möglichst großen Effizienz untergeordnet. Dabei wurden die Risiken und Gefahren außer Acht gelassen, die durch starke Konzentration und große Abhängigkeiten in der Wirtschaft entstehen. Diese Art zu leben bietet, so müssen wir erkennen, wohl keine sichere Lebensgrundlage.
Der Epheserbrief spricht von Rettung. Rettung aus Unsicherheit und einer heillosen Existenz. Der Retter, der Heiland, ist Jesus Christus. Für den Verfasser des Briefes ist das die Basis, auf der das Leben ruht und von der aus es sich entfalten kann. Möglich war und ist das durch den Glauben an den auferstandenen Christus. Angesichts der Gefahr, die eine menschliche Gemeinschaft zerstören kann, ist es gut, sich an die gemeinsame Lebensgrundlage zu erinnern. Für Christinnen und Christen ist das die bedingungslose Zusage Gottes zur Existenz, zum Leben eines jeden einzelnen Menschen. Für uns als Gesellschaft ist es die Anerkennung der Würde eines jeden einzelnen Menschen. Beides hält uns zusammen. Darum ist es zu schützen, zu bewahren und gegen alle Einwände und Einschränkungen zu verteidigen. Ganz konkret: Wenn der Versuch, der Covid-19-Pandemie zu widerstehen, vom eigenen Willen getragen ist, von uns selbst und von innen heraus gewollt, dann kann auch in der allgemeinen Unsicherheit jeder Schritt überlegt und verantwortet geschehen. Auf dieser Grundlage eigene Entscheidungen zu treffen ist allerdings schwieriger, als sich entweder stur an Verordnungen und Anweisungen zu halten oder auch dagegen einfach nur zu protestieren.
Der Epheserbrief betont die Freiheit, die aus dieser Rettung, dem Geschenk Gottes entsteht. Dort heißt es in Vers 10 – und dabei schließt sich der Briefschreiber mit ein:
Denn wir sind Gottes Werk.
Aufgrund unserer Zugehörigkeit zu Christus Jesus
hat er uns so geschaffen, dass wir nun das Gute tun.
Gott selbst hat es im Voraus für uns bereitgestellt,
damit wir unser Leben entsprechend führen können.
(Übersetzung in der BasisBibel)
Da wird es noch einmal deutlich: Dass wir Christinnen und Christen sind, ist Gottes Werk. Gottes Werk und Geschenk ist es, dass wir berufen sind zu der Freiheit der Töchter und Söhne Gottes. Niemand muss seine Existenz, sein Dasein und sein Sosein rechtfertigen. Nicht voreinander und nicht vor sich selbst. Und das macht uns frei dazu, füreinander einzustehen und uns den Gefahren und Sorgen entgegenzustellen. Damit werden die Probleme nicht kleiner, und die Ängste verschwinden nicht einfach. Doch wir müssen uns nicht verschanzen oder Ausflüchte suchen, sondern können uns frei und offen mit beiden auseinandersetzen. Was wir tun, kann jetzt unter und mit dem Segen Gottes geschehen und wird nicht vergeblich sein. Denn aus Gnade sind wir gerettet durch den Glauben an Jesus Christus.